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Sie Ihr Ihnen – wann groß & wann klein geschrieben? – Anleitung

Großschreibung bei der Anrede

Während wir im Umgang mit Freunden und Bekannten das lockere „du“ verwenden, wird als Anrede für fremde Personen oder als Ausdruck von Respekt gegenüber höhergestellten Personen wie dem Chef oft das „Sie“ verwendet.

Bei jeder Anrede muss „Sie“ großgeschrieben werden. Das ist z.B. in E-Mails wichtig, wenn Sie (sehen Sie, auch hier haben wir eine direkte Anrede) sich an den Kundenservice wenden: „Sehr geehrter Herr Müller, Sie haben mir noch nicht alle Vertragsunterlagen geschickt. Ich bitte Sie, das in den nächsten zwei Tagen noch zu tun.“

Wichtig ist die korrekte Schreibweise auch bei allen schriftlichen Anreden im Arbeitsleben, wenn es um Korrespondenzen mit Kollegen oder dem Chef geht. So heißt es in der E-Mail an den Chef: „Sehr geehrter Herr Lehmann, vielen Dank, dass Sie mir die Projektleitung anvertraut haben.“

Das gleiche Prinzip der Großschreibung gilt bei „Ihr“ und „Ihnen“. Das erste ist ein Possessivpronomen, das den Besitz bzw. die Zugehörigkeit angibt. Beim zweiten handelt es sich um den Dativ der Anrede „Sie“.
Im Brief der Autowerkstatt heißt es dann: „Sehr geehrte Frau Meier, Ihr Auto ist bei uns in guten Händen und Sie sind sicher unterwegs. Damit das so bleibt, bieten wir Ihnen die nächste Durchsicht mit 10% Rabatt an.“ Auch das Lob des Chefs wird oft mit dem groß geschriebenen „Ihr“ verfasst: „Hallo Herr Weber, Ihr Projekt war ein voller Erfolg!“
Bei „Ihr“ handelt es sich um den Nominativ. Es kann jedoch auch im Genitiv vorkommen: „Trotz Ihres Bemühens sind wir kein Stück weiter gekommen!“ Im Dativ schreibt z.B. der Laborchef an den Abteilungsleiter: „Ihrem Bericht entnehme ich, dass die Ergebnisse unbrauchbar sind.“ In der Arbeitswelt kommt zudem der Akkusativ vor: „Bitte schreiben Sie nicht in Ihren Bericht, dass wir zwei Stunden lang ergebnislos diskutiert haben!“

Kleischreibung bei Personalpronomen

Im Gegensatz zur Anrede werden Personalpronomen wie er, sie, es grundsätzlich klein geschrieben. Das Personalpronomen „sie“ hat dabei eine Doppelbedeutung, weil es zum einen für die dritte Person Singular wie z.B. eine einzelne Frau steht und zum anderen aber auch den Plural, z.B. drei Personen, meint. Entscheidend ist, dass es hierbei immer um eine dritte Person geht. So könnten sich beispielsweise zwei Arbeitskollegen über die neue Kollegin (in der Grammatik dritte Person) unterhalten: „Glaubst du, dass sie für die Verkaufsleitung geeignet ist?“ „Na klar, sie hat doch beste Qualifikationen!“

Das klein geschriebene „ihr“ ist der Dativ von „sie“ in der dritten Person Singular. „Ich werde ihr ein bisschen helfen“, sagt z.B. der eine Angestellte zum anderen, wenn er über die neue Kollegin spricht.
Das Personalpronomen „ihr“ ist etwas tückisch, da es in der gleichen Schreibweise als 2. Person Plural Nominativ vorkommt, z.B. meckert der Fußballtrainer mit der ganzen Mannschaft: „Warum habt ihr denn beim Freistoß wieder nicht aufgepasst?“
Das ebenfalls klein geschriebene „ihnen“ steht im Dativ, bezieht sich aber auf die dritte Person Plural. So könnte beispielsweise der Chef folgende Bitte an Sie als erfahrenen Kollegen formulieren: „Die zwei neuen Kollegen im Büro brauchen noch etwas Hilfe. Können Sie ihnen bitte nochmal die Formulare zeigen?“

Ausnahme am Satzanfang

Am Satzanfang werden alle Wörter groß geschrieben. Dann muss man aufpassen, die eigentlich klein geschriebenen Personalpronomen „ihr“ und „sie“ nicht mit den oben erläuterten groß zu schreibenden Anreden zu verwechseln. Im Zusammenhang des ganzen Satzes bleibt aber meist verständlich, welche Bedeutung gemeint ist. So ist z.B. beim Satz „Ihr habt gute Arbeit geleistet“ klar, dass es um die 2. Person Plural geht.

Besonders schwierige Fälle: zwei Pronomen hintereinander

Für Nicht-Muttersprachler kann es verwirrend sein, wenn zwei Pronomen hintereinander verwendet werden, wobei das eine groß und das andere klein geschrieben wird. Beispielsweise schreibt der Chef an seine Sekretärin: „Die Bücher auf dem Fensterbrett stören. Können Sie sie bitte wegräumen?“

Hier versteht sich das erste große geschriebene „Sie“ als Anrede und das zweite, klein geschriebene als Pronomen in der 3. Person Plural für die Bücher. Verständlicher wird es, wenn man das zweite „sie“ durch ein Demonstrativpronomen ersetzt: „Können Sie diese (gemeint sind die Bücher) bitte wegräumen?“

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