Jeder Brief und jede Email bedarf einer Schlussformel und die gängige Höflichkeitsformel besteht immer noch aus den Worten „mit freundlichen Grüßen“.
Was hat es mit der Grußformel auf sich?
Wer seinen Brief oder seine E-Mail „mit freundlichen Grüßen“ enden lässt, zeigt dem Empfänger ein förmliches, wenn auch freundliches, jedenfalls höfliches Verhältnis an. Er möchte dem Empfänger weder zu nahe treten, noch möchte er übergroße Distanz damit ausdrücken. Die Wendung deutet auf ein höfliches, förmliches Schreiben hin, so wie etwa eine Behörde an eine untergeordnete Einrichtung schreibt oder auch ein Versicherer seine Kunden anschreibt. Der Leser weiß: Hier bin ich höflich angesprochen. „Mit freundlichen Grüßen“ drückt Respekt aus und steht zwischen freundschaftlich verbunden und distanziert. In einem freundschaftlichem Verhältnis würde man das Schreiben eher mit „sonnige Grüße aus dem Süden“ oder auch mit „liebe Grüße“ beenden, im distanzierten, wenn auch höflichen Verhältnis schriebe man etwas wie „hochachtungsvoll“. Gerade letzteres wäre für ein informelles Schreiben allerdings zu steif, zu ernst, und selbst da, wo man ganz bewusst die eigene Distanz zum Empfänger herausstreichen möchte, kommt es langsam aber sicher außer Gebrauch.
Oft begangene Fehler
„Mit freundlichen Grüßen“ bezeichnet genau das, was man zum Ausdruck bringen möchte: Freundlichkeit, aber in höflichem, respektvollem Ton. Ein „liebe Grüße“ nähme sich eine Nähe heraus, die den Empfänger im schlimmsten Fall vor den Kopf stoßen könnte. Sie klingt zu salopp, ja sie tut so, als habe man mit ihm schon Freundschaft geschlossen oder beabsichtigt auf billige Weise, dies mit einer ungezwungenen Briefendung nachzuholen oder zu erreichen – keine gute Idee!
Wie sieht es in der Praxis aus?
Praktisch ist die Wendung dort, wo man damit einen Schlusssatz mit der Grußformel verbinden möchte, etwa so:
„Ich danke Ihnen noch einmal für Ihr Schreiben und verbleibe mit freundlichen Grüßen“ – gefolgt vom eigenen Namen. Allerdings sollte der Brief- oder Email-Schreiber darauf achten, dass die Formel „mit freundlichen Grüßen“ in eine eigene, abgesetzte Zeile kommt, damit es auch optisch auffallt und die Unterschrift (also der eigene Name) nicht einfach hinter den Text geklemmt wird. Der Abstand zwischen dem letzten Absatz und der Grußformel „mit freundlichen Grüßen“ soll übrigens genau zwei Zeilen betragen. Neben dem Inhalt schätzt der Leser auch in digitalen Zeiten die Form und fühlt sich auf diese Weise wertgeschätzt und respektiert.
Beachten sollte man aber: Eine Abkürzung dieser Formel ist keine gute Idee, denn das signalisiert einem Leser, der Absender nimmt das Schreiben (und damit im schlimmsten Fall den Empfänger) nicht ernst, weil es ihm nicht einmal wert ist, den Text auszuschreiben! Zu leicht gibt man in E-Mails leider auch heute schon der Versuchung nach, die Grußformel „Liebe Grüße“ mit „LG“ abzukürzen – das signalisiert aber mangelndes Interesse oder Gleichgültigkeit.
Ein dringlicher Rat
„Mit freundlichen Grüßen“ wählt man insbesondere auch dann, wenn man nicht weiß, wer diesen Brief lesen wird oder wen die Email erreicht, und hier bewährt es sich, denn diese Grußformel hat bis heute nichts von ihrem Höflichkeitscharakter eingebüßt. Meiden Sie unbedingt fremdsprachige Formeln wie „best regards“ und achten Sie auch auf das scharfe ß (also nicht: mit freundlichen Grüßen, sondern mit freundlichen Grüßen), denn das scharfe ß erzwingt das sprachlich richtige lange ü, ein doppel-s dagegen klingt unangenehm falsch wie in „Schüsse“.
Zu guter Letzt
„Mit freundlichen Grüßen“ soll auch nicht in die Einzahl gesetzt werden, das klänge wieder etwas distanziert. Also nicht „mit freundlichen Gruß“ – denn beim schriftlichen Gruß soll man es wie beim Lächeln halten: in die Mehrzahl damit!
Mein Name ist Anatoli Bauer und ich bin Spätaussiedler aus Russland, der 1997 als Kind nach Deutschland gekommen ist. Als Kind musste ich die deutsche Sprache als Fremdsprache lernen und dabei musste ich natürlich auch die Grammatik und Rechtschreibung von Grund auf neu erlernen. Seit dieser Zeit beschäftige ich mich sehr gerne mit der deutschen Grammatik und in diesem Bereich hatte ich ab der 5. Klasse auf dem Gymnasium und später auch während des Abiturs nachweislich nur Bestnoten.