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Inter- & Intrarollenkonflikt – Unterschiede & Bedeutung

Konfliktsituationen begegnet man im alltäglichen Leben ständig. Ganz gleich, ob im Familien- und Freundeskreis, zwischen Kollegen auf der Arbeit oder gar zwischen Fremden auf der Straße. Auch inneren Konflikten sind wir immerzu ausgesetzt. Nehme ich das neue Jobangebot an oder ist es trotz der Vorzüge einfach nicht das, was ich mir für meine Zukunft vorstelle? Gehe ich heute ins Fitnessstudio oder schaue ich mir lieber einen Film auf Netflix an?

Jedes Individuum übernimmt in seinem Leben zahlreiche soziale Rollen. Ein und dieselbe Person kann am Morgen als fürsorgliches Elternteil auftreten. Tagsüber strenger Lehrer einer Schule sein. Nachmittags als Kunde einen Supermarkt betreten und sich am Abend als Freund mit einem Kollegen treffen. An jede soziale Rolle werden bestimmte Erwartungshaltungen geknüpft und ein entsprechendes Verhalten vorausgesetzt. Werden diese nicht erfüllt, entsteht ein Rollenkonflikt. Man unterscheidet hierbei zwischen Intra- und Interrollenkonflikten.

Intrarollenkonflikt

Das lateinische Wort „Intra“ steht für „innerhalb“. Spricht man von einem Intrarollenkonflikt, meint man, dass es innerhalb einer Rolle eines Individuums zu Konflikten kommen kann, sollten sich die widersprüchlichen Erwartungen der Außenstehenden an den Rolleninhaber nicht miteinander vereinbaren lassen.

Beispiel: Sabine ist Angestellte im Kindergarten. Die Leitung des Kindergartens erwartet von ihr, dass sie den Gruppenraum pünktlich zum Feierabend aufgeräumt hat, damit der Kindergarten rechtzeitig schließen kann. Gleichzeitig möchten einige Eltern beim Abholen ihres Kindes eine kurze Rückmeldung zum heutigen Tag. Folglich muss Sabine sich zwischen der Zufriedenstellung der Leitung und den Gesprächen mit den Eltern entscheiden. Sabine steht in ihrer Rolle als Erzieherin aufgrund der widersprüchlichen Erwartungen an sie von Leitung und Eltern vor einem Intrarollenkonflikt.

Weiteres Beispiel: Lucas ist Verkäufer in einem Modegeschäft. Der Kunde erwartet eine ehrliche Meinung dazu, ob ihm das Kleidungsstück steht. Allerdings hat Lucas zeitgleich im Hinterkopf, dass sein Chef von ihm möchte, dass er so viele Kleidungsstücke wie möglich verkauft.

Interrollenkonflikt

„Inter“ ist das lateinische Wort für „zwischen“, stellt also einen Konflikt zwischen mindestens zwei sozialen Rollen, die eine Person gleichzeitig innehat, dar. Dabei werden unvereinbare Erwartungen an diese Person gestellt.

Beispiel: Tanja soll als Arbeitnehmerin auf der Arbeit Überstunden absolvieren. Sie möchte sich aber andererseits um ihre Familie kümmern und dieser mehr Zeit widmen. Die Rolle der Angestellten und die der Mutter kollidieren somit, da die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Rollen nicht zur selben Zeit erfüllbar sind. Eine der beiden Seiten wird die Frau nicht gerecht werden können. Es kommt zu einem Interrollenkonflikt.

Weiteres Beispiel: Max muss als Student am Wochenende seine Hausaufgaben erledigen, in seiner Rolle als Mitglied seines Vereins an einem Turnier teilnehmen und gleichzeitig seiner Mutter bei der Gartenarbeit helfen. Auch hier lassen sich die unterschiedlichen Erwartungen der verschiedenen Personengruppen schlecht kombinieren.

Oftmals sind die Rollen zwar inhaltlich, aber nicht zeitlich, miteinander verträglich. Ein Fallbeispiel dafür, dass sich das Inhaltliche nicht miteinander vereinbaren lässt, wäre: Die Lehrerin Kerstin, die aufgrund von pädagogischen Gründen keine Hausaufgaben aufgeben möchte. Ihr die Schulleitung und die Eltern aber keine andere Wahl lassen, da diese vorausgesetzt werden.

Wie sich erkennen lässt, sind Rollenkonflikte allgegenwärtig und unvermeidlich. Häufig können sie zu Unzufriedenheiten führen. Nicht nur bei den verschiedenen Parteien, sondern gerade auch bei den Betroffenen.

Bei Interrollenkonflikten muss man sich für eine Rolle und bei Intrarollenkonflikten für einen Aspekt entscheiden. In den vernachlässigten Bereichen ist entweder mit Enttäuschung, teilweise sogar mit negativen Sanktionen zu rechnen.

Weitere Auswirkungen können Angst und Schuldgefühle sein. Schlimmstenfalls kann es gerade bei dauerhaften und schwerwiegenden Entscheidungen zu physischen Auswirkungen wie zum Beispiel Magen- oder Kopfschmerzen kommen. Aber auch psychische Probleme wie Depressionen sind nicht auszuschließen.
Doch welche Lösung gibt es für diese immer wieder aufkommenden Dilemmas?

Prinzipiell muss man Abstriche machen und Prioritäten setzen, also kritisch prüfen, ob und inwieweit die Rolle den eigenen Werten und Ansichten entspricht. Je nach Rolle und Thematik kann der Rolleninhaber dann entweder eine der beiden Seiten (zumindest bei weniger essenziellen Entscheidungen) vernachlässigen. Ist dies nicht möglich, kann man versuchen, Kompromisslösungen zu finden. Im Falle des Beispiels der Lehrerin Kerstin könnte eine Kompromisslösung sein, dass man mal Hausaufgaben aufbekommt und es an anderen Tagen keine Hausaufgaben aufgibt.

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