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Bodenständig – was bedeutet das? – Beispiele

Fähigkeit zur Bodenständigkeit stilisiert Menschen zu potentiellen Sympathieträgern

Bodenständigkeit ist eine erstrebenswerte Tugend, die Menschen füreinander zugänglich, nahbar und sympathisch macht. In ihrer Funktion als positive Charaktereigenschaft schlägt sie eine Brücke zwischen mutmaßlich Überprivilegierten, die mit potentiell übermäßigem Erfolg, Reichtum, Wissen, Macht, Wohlstand, Attraktivität und Schönheit gesegnet sind, und solchen, die nicht derart erfolgreich, wohlhabend, attraktiv, wissend, mächtig und schön sind.

Das Substantiv Bodenständigkeit ist auf die Redewendung “ mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehen“ zurückzuführen. Bodenständigkeit geht demnach mit einer gesunden Portion Demut, Weltoffenheit, einem wachen Geist, Bescheidenheit und der Fähigkeit dankbar für vermeintliche Banalitäten und das Glück im Kleinen zu sein, einher. Wer bodenständig ist, ist demzufolge trotz mutmaßlicher Privilegien nicht abgehoben, arrogant, kleingeistig oder überheblich, weiß um die wegweisende Bedeutung von Gesundheit, Freundschaft, Liebe, Zeit, Glück und Zufriedenheit und betrachtet sein Dasein nicht abgekoppelt von dem Gros der Gesellschaft.

Bodenständige Menschen begegnen ihrem jeweiligen Gegenüber, unabhängig von dessen sozialem Status oder physischem Erscheinungsbild auf Augenhöhe und demonstrieren in der Begegnung mit Dritten ihre außergewöhnlichen Fertigkeiten und faszinierenden Eigenheiten nicht unverhältnismäßig. Obgleich sie überdurchschnittlich erfolgreich, schön, attraktiv, klug oder mächtig sind, besitzen sie die Fähigkeit sich mit der Lebenswirklichkeit von Ottonormalbürgern zu identifizieren und verfügen über ein komplexes Bewusstsein für die Dinge, die um sie herum geschehen.

Bodenständige Menschen sind der Gegenentwurf zu Arroganz, Prahlerei und Überheblichkeit

In der Interaktion mit anderen, prahlen sie nicht überheblich mit ihrer etwaigen überdurchschnittlich ausgeprägten Attraktivität, ihrem außergewöhnlichen Wissen, ihrer imposanten Macht oder ihrem eindrucksvollen Erfolg. Sie definieren sich nicht ausschließlich über das, was sie aus der Masse hervorstechen lässt und wissen um das Facettenreichtum des Lebens, das mitunter voller Rückschläge Misserfolge und Niederlagen steckt und den Einzelnen zuweilen zweifeln, hadern, bangen und hoffen lässt.

Folglich inszeniert sich Bodenständigkeit als Gegenentwurf zu Arroganz, Überheblichkeit, Prahlerei und kleingeistigem Denken.
Bodenständigkeit kommt im Einzelfall potentiell überraschend daher, weshalb sie häufig zum Nachdenken und Hinterfragen der individuellen stereotypen Denkmuster animiert. Besonders beeindruckend für Außenstehende zeigt sich die Bodenständigkeit einer Einzelperson, sofern ihre potentielle Erscheinung bzw. Außenwirkung oder ihre persönliche Biographie andersartige Erwartungen bei Beobachtern schürt.

Radelnder, bescheidener Top- Manager mitsamt Discount- Snack auf Radtour dient als Paradebeispiel für gelebte Bodenständigkeit

Exemplarisches Beispiel für eine derartige Situation ist etwa das Bild eines bodenständigen, sehr wohlhabenden Top- Managers, der im beruflichen Kontext bedingungslose Macht personifiziert, nach Außen unangreifbar wirkt und eine Personifikation für uneingeschränkte Dekadenz und Luxus zu sein scheint, im privaten Kontext allerdings bescheiden und bewusst auf protzige Statussymbole und übertriebenen Luxus verzichtet und die vermeintlichen Banalitäten des Alltags angemessen zu schätzen weiß. Registriert ein Außenstehender eine derartige Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität, wirkt eine entsprechende Bodenständigkeit in der Regel zuerst befremdlich, ehe sich das Wissen um die tatsächliche Bodenständigkeit der mächtigen, erfolgreichen und sehr wohlhabenden Person zu positiver Überraschung wandelt und den Betrachter animiert seine bis dato schematischen Erwartungen zu hinterfragen.

Ein erfolgreicher Top- Manager, der im Vorstand eines Unternehmens mit jährlichen Milliardenumsatz arbeitet, sich in der Freizeit allerdings als passionierter Radfahrer entpuppt, der unbeeindruckt von Wind und Wetter mit seinem Rad, eingebettet in ein 0815- Regencape aus dem Sportwaren- Discounter, durch die Landschaft fährt und sich als Pausensnack einen Superfood- Riegel aus dem Aldi- Sortiment gönnt, ist ein Paradebeispiel für einen offenkundig bodenständigen Menschen. Er weiß die kleinen Dinge des Alltags angemessen zu würdigen, anstatt mit seiner einzigartigen Position, die er im beruflichen Kontext innehat zu prahlen und sich für etwas Besseres als der Ottonormalbürger zu halten.

Bescheidenheit legt demnach den Grundstein für jedwede Bodenständigkeit. Sie ist der Türöffner für ein respektvolles Miteinander ohne etwaige Arroganz. Häufig nährt sie potentielle Überraschungen und eröffnet demjenigen, der die offensichtliche Bodenständigkeit bei einer objektiv überprivilegierten Person realisiert, eine andersartige, neue Sichtweise auf das jeweilige Gegenüber. Bodenständigkeit ist ein Ausdruck für Wertschätzung gegenüber vermeintlich Selbstverständlichem und zeugt von innerer Stärke und einem ausgeprägten moralischem Empfinden. Der bewusste Verzicht auf Arroganz und Überheblichkeit macht die übermäßig privilegierte Person nahbar und hebt Privilegierte wie nicht Privilegierte auf eine gemeinsame Ebene, die universell verbindet.

Bodenständigkeit lässt sich an mannigfaltigen Beispielen greifbar machen. Eine Person, die überdurchschnittlich attraktiv, außergewöhnlich klug und einflussreich ist, und für tatsächlich jeden in ihrer Umgebung ehrliches Interesse, ein nettes Wort oder warmherzige Gesten übrig hat, wirkt bodenständig, empathisch und sympathisch. Exemplarisch hierfür ist etwa ein international erfolgreiches Model, das derart schön ist, das es das Gegenüber unmittelbar einschüchtert, obgleich es sich ebenso warmherzig, offen und bescheiden präsentiert, wie es schön ist.

Keanu Reeves; Inbegriff eines bodenständigen Künstlers

Ein Synonym für bodenständige, bescheidene Prominente ist der us- amerikanische Schauspieler Keanu Reeves, der sich für sein immenses Vermögen geradezu zu schämen scheint.

Entsprechend spendete Reeves 70 % seiner Gage, die er für die erste Matrix- Produktion erhielt, an die Leukämieforschung. Verantwortlich hierfür sind die biographischen Erlebnisse des Prominenten, der sich im Zuge seines Lebens früh mit einschneidenden Schicksalsschlägen konfrontiert sah. Reeves pflegte rund 10 Jahre seine an Leukämie erkrankte Schwester, was sein Bewusstsein für die wirklich bedeutenden Dinge des Lebens schärfte und ihn zum Inbegriff von Bodenständigkeit und Bescheidenheit stilisierte.

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