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Fünfzehn von Reiner Kunze – Beispiel Interpretation/Analyse

Einleitung

Die Kurzgeschichte „Fünfzehn“ von Reiner Kunze ist im Jahr 1976 erschienen. Veröffentlicht wurde diese Kurzgeschichte im Fischer Verlag in Frankfurt am Main als Teil des Buches „Die wunderbaren Jahre“. Kunzes Werk thematisiert das nicht-Verstehen von jungen Menschen der älteren Generationen gegenüber. Genauso wenig scheinen aber auch die älteren Generationen die jungen Menschen zu verstehen. Dessen subjektive Auffassung ist der ausschlaggebende Bestandteil dieser Kurzgeschichte.

Hauptteil

Das Werk von Kunze ist aus der subjektiven Sicht eines Erzählers geschrieben. Dieser scheint das Verhalten der eigenen 15 Jahre alten Tochter zu kritisieren. Dabei thematisiert dieser die Wahl der zu tragenden Kleidung, das übermäßig laute Musikhören und die extreme Unordnung im Zimmer seiner Tochter. Die Protagonistin in dieser Geschichte ist also die heranwachsende Tochter des Erzählers, die gegenseitig aktuell große Differenzen in der aktuellen Lebensweise und persönlichen Werten feststellen können. Der Erzähler beschreibt deutlich, wie das 15 Jahre alte Mädchen beginnt sich ein eigenen Reich zu schaffen. Dies erkennt man sehr deutlich an der Schilderung der lauten Musik und der überall herumliegenden Kleidung der Tochter (vgl. Z. 23 bis Z. 49). Dies alles kann als die Schwierigkeit des Verstehens der jeweilig anderen Generation verstanden werden. Dabei wird dies vom Vater beziehungsweise dem Ich-Erzähler sehr liebevoll, aber dennoch ein bisschen hilflos geschildert: „Wenn sie Musik hört, vibrieren noch im übernächsten Zimmer die Türfüllungen. Ich weiß, diese Lautstärke bedeutet für sie Lustgewinn. Teilbefriedigung ihres Bedürfnisses nach Protest. Überschallverdrängung unangenehmer logischer Schlüsse. Trance. Dennoch ertappe ich mich immer wieder bei einer Kurzschlussreaktion: ich spüre plötzlich den Drang in mir, sie zu bitten, das Radio leiser zu stellen. Wie also könnte ich sie verstehen – bei diesem Nervensystem?“ (Z. 23 bis Z. 32). Es wird deutlich in welch´ einer Zwickmühle sich der Vater befindet zwischen dem Versuch Verständnis für seine Tochter zu haben und ihr Ordnung zu beizubringen.

Dabei wechselt die Erzählweise in der gesamten Kurzgeschichte zwischen Passagen der Deskription mit zusätzlichen Informationen, die gegebenenfalls in Klammern untergeschoben sind, und Passagen der Überlegung in Frageform: „(Die Ausläufer dieser Hügellandschaft erstrecken bis ins Bad und in die Küche.) Ich weiß: Sie will sich nicht den Nichtigkeiten des Lebens ausliefern. Sie fürchtet die Einengung des Blicks, des Geistes.“ (Z. 47 bis Z. 52).
Besonders auffällig ist bei dieser Kurzgeschichte, dass sie keinerlei Einleitung oder Schluss beinhaltet. Sie ist eine Momentaufnahme aus der Sicht des Vaters eines 15 Jahre alten und pubertierenden Mädchens, der so zum Ich-Erzähler dieser Geschichte geworden ist. Außerdem ist keine Spannungskurve festzustellen. Nur die Erwähnung der Spinnen lässt den Leser kurz vermuten, dass sich nun entweder alles richten könnte oder ausarten wird.
Sprachlich fällt auf, dass der Ich-Erzähler mehrere Metaphern nutzt wie „Hügellandschaft“ (Z.47) oder auch „Niagarafälle“ (Z. 9). Dies sorgt für einen sehr subjektiven und authentischen Eindruck, den der Vater im Laufe des gesamten Handlungsverlaufes deutlich werden lässt.

Schluss

Zusammenfassend kann man sagen, dass jenes Werk von Kunze eine Momentaufnahme aus dem Leben einer Familie ist. Dadurch und durch das subjektive und authentische Auftreten des Vaters, welcher den Ich-Erzähler darstellt, führt es zu einer schnellen Identifikation eines selbst mit der geschilderten Situation. Sei dies nun die eigene aktuelle Lebenssituation oder die vergangene, die wahrscheinlich ein jeder erlebt hat.

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