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Gebenedeit in der Religion – was bedeutet das Wort?

Jedes katholische Kind lernt vor seiner Erstkommunion das Grundgebet „Gegrüßet seist du, Maria“.
„Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus“ heißt es in dem Gebet weiter.
Die etwas altertümliche Ausdrucksweise ist besonders für Kinder schwer verständlich: Wer käme in der heutigen Zeit auf die Idee, das Baby im Bauch der Mutter „Frucht des Leibes“ zu nennen?
Abgesehen davon ist in diesem Satz ein Wort enthalten, das aus der lateinischen Sprache stammt und deshalb nicht leicht verstanden werden kann : „gebenedeit“.

Die Herkunft des Wortes „Gebenedeit“

Der Begriff beinhaltet die beiden Worte „bene“ und „dicere„.
Bene heißt gut, das kann man sich aus dem letzten Italienurlaub leicht herleiten.
Dicere wird aus dem Lateinischen mit „sagen“ oder „sprechen“ übersetzt.
So heißt „benedicere“ soviel wie gutsagen, gutsprechen oder vielleicht auch gutheißen.

Ein Wort für zwei Bedeutungen

Wie die meisten lateinischen Wörter hat auch dieses Vokabel mehrere Bedeutungen.
Benedicere steht nicht nur für die Haltung des Gesegneten, nämlich des Gebenedeiten, sondern auch für die Haltung des Preisenden.
Im Englischen spaltet sich die Wortbedeutung daher auf praise und bless auf, im deutschen sowohl auf gesegnet als auch auf gepriesen.
Gebenedeit steht also sowohl dafür, dass der Mensch von Gott gesegnet ist, als auch dafür, dass Gott vom Menschen gepriesen wird.

Die Verwendung von benedicere im Stundengebet der Kirche

Vater unser

Alle vier Grundgebete des Stundengebets haben ihren Ursprung in der Bibel.
Das bekannteste dieser Gebete, das Vater unser, beinhaltet allerdings kein „beneficere“. Man kann das Vater unser als Hingabe- und Bittgebet verstehen, weniger als Lobpreis.

Benedictus

Das Morgengebet der Kirche, der Lobgesang des Zacharias beginnt jedoch mit diesem Wort: Gepriesen sei der Herr – Benedictus Dominus Deus Israel .
Der Grund für seinen Lobpreis war jedoch nicht vorrangig die Geburt des Erlösers, sondern das Wunder, dass seine bereits betagte Frau schwanger war- mit Johannes.

Magnifikat

Der Lobgesang Mariens beginnt mit der Spruchformel: „Meine Seele preist die Größe des Herrn.“ Allerdings wird eine andere Formulierung gewählt, der Wortstamm „benedicere“ kommt hier nicht vor.

Nunc dimittis

Das Nachtgebet, das im Lobgesang des Simeon seine Wurzeln hat, ist allerdings mehr ein inniges Dankgebet des alten Mannes, der im Tempel das Jesuskind gesehen und als das Licht der Welt erkannt hat. Er wusste, dass er auf diese Begegnung gewartet hatte, um dann erlöst zu sterben. Auch hier kommt „benedicere“ nicht vor.

Angelus – Der Engel des Herrn

Dafür ist im Angelusgebet vierfach das Ave Maria enthalten, das den Wortstamm „benedicere“ gleich zweimal verwendet: In Bezug auf Maria und auf Jesus.
Das Angelusgebet wird besonders von Laien anstelle der Stundengebete in der Früh, zu Mittag und am Abend beim Angelusläuten gebetet. Es ist einfacher auswendig zu lernen als die lateinischen Gebete, die die Ordensleute sprechen.

Wenn die Jungfrau Maria als gebenedeit bezeichnet wird, so ist damit gemeint, dass sie von Gott gutgeheißen wurde. Das bedeutet, dass Gott sie als gut befunden hat – und dadurch über alle anderen Frauen gestellt hat. Gott hat Maria auserwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden. Dadurch ist auch „die Frucht ihres Leibes“, also das Jesuskind, von Gott gutgeheißen. In diesem Fall könnte man besser sagen: Gott hat dieses Kind gewollt. Man kann „benedicere“ in diesem Sinne auch mit „gesegnet“ übersetzen. Maria und das Kind sind beide gebenedeit – sie sind gesegnet.

Wer hat sich das ausgedacht?

Eigentlich sprechen wir im Ave Maria die Worte der Elisabeth nach. Als diese mit Johannes dem Täufer schwanger war und Maria, ebenfalls schwanger, zu ihr auf Besuch kam, da hüpfte bei der Begrüßung der beiden Frauen das Kind in Elisabeths Leib. Das hat Elisabeth erkennen lassen, dass Maria mit einem ganz besonderen Baby schwanger war. Gesegnet bist du, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes, rief sie da aus. Lateinisch haben die beiden Frauen damals nicht miteinander gesprochen, also wird Elisabeth wohl kaum „gebenedeit“ gesagt haben. Aber es gibt ja auch im Hebräischen Vokabel dafür.

Wo findet man das Wort „benedicere“ heute noch?

Eigentlich existiert das Wort nur noch im kirchlichen Kontext, in Liedern und lateinischen Messtexten, oder im Schulbuch für Latein.. In der Alltagssprache gibt es zwar noch den Begriff gesegnet, preisen ist heutzutage aber schon ein sehr seltenes Wort im Alltag – so wird auch gleich gar nichts und niemand als „gebenedeit“ bezeichnet.

Doch findet man „benedicere“ auch heute noch in Namen:
Benedikt trägt stolz dieses „gesegnet sein“ und gleichzeitig die Demut des Preisens in sich. Aus diesem Grund hat der nun emeritierte Papst Joseph Ratzinger den Namen Benedikt als Papstnamen gewählt.
Auch der Benediktinerorden trägt die Bedeutung des Wortes benedicere in sich.

In der Einheitsübersetzung der Bibel wurde „gebenedeit“ allerdings gegen „gesegnet“ oder „gepriesen“ ausgetauscht.

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