Home » Grammatik » Was ist ein Infinitiv? & Infinitivbildung mit zu – der Infinitivsatz

Was ist ein Infinitiv? & Infinitivbildung mit zu – der Infinitivsatz

Welchen Zweck erfüllen Infinitivsätze?

Bei Infinitivsätzen handelt es sich um Satzkonstruktionen, bei denen das verwendete Verb seine Infinitivform (die Grundform) behält und somit nicht konjugiert wird. Zudem muss das Wort „zu“ vor das Verb gesetzt werden, um den Infinitivsatz korrekt zu bilden.

Ein Infinitiv zeichnet sich zudem dadurch aus, dass er ausschließlich als Nebensatz vorkommt und über kein eigenes Subjekt verfügt. Dieses ist jedoch sehr wohl im Hauptsatz zu finden. Нach verschiedenen Verben oder Wendungen muss ein Infinitivsatz verwendet werden.

Die Infinitivbildung mit zu

Infinitivsätze müssen angewendet werden, wenn ein Verb im Hauptsatz vorkommt, dass auf die im Nebensatz beschriebene Handlung Bezug nimmt.
Das bedeutet, dass der Hauptsatz maßgeblich dafür verantwortlich ist, wie und in welcher Form die im Nebensatz beschriebene Handlung zu verstehen ist.

„Ich probiere, eine Torte zu backen.“

Anhand des Verbs „probieren“ im Hauptsatz lässt sich erkennen, wie das Wort „backen“ im Nebensatz zu gemeint ist. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass Wort zu für die Bildung des Infinitiv zu verwenden.

Wann muss der Infinitiv mit zu gebildet werden?

Geht es um die Infinitivbildung mit zu lässt sich ganz eindeutig feststellen, dass diese immer dann erfolgt, wenn es sich um ein sogenanntes bestimmtes Verb handelt. Diese Verben zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf eine 2. Handlung Bezug nehmen und über kein ergänzendes Nomen verfügen.

„Sie fordert ihn auf, ihr das Geld zu geben.“
⇒ Sie fordert ihn auf: „Geben“ ⇒ zu + Infinitiv

Dieselbe Aussage kann auch in einen dass-Satz verpackt werden:

„Sie fordert ihn auf, dass er ihr das Geld gibt.“

Wie anhand dieses Beispiels gesehen werden kann, handelt es sich um unterschiedliche Subjekte im Haupt-und Nebensatz. Muss das Subjekt im Nebensatz jedoch nicht genannt werden, da es da es entweder allen involvierten Personen bekannt ist oder die Nennung des Subjekts für das richtige Verständnis des Nebensatzes notwendig ist, können Infinitivsätzen gebildet werden.

Muss das Subjekt hingegen genannt werden, da ansonsten Missverständnisse aufgrund mehrerer infrage kommende Personen oder auch Dinge entstehen, ist es nicht immer möglich, eine Infinitivkonstruktion zu bilden:

„Ich hoffe, dass ich nach Italien fliege.“
„Ich hoffe, dass er nach Italien fliegt.“

Da kein Subjekt im Infinitivsatz vorhanden ist, kann der „Infinitiv mit zu“ nur dann gebildet werden, wenn das gleiche Subjekt vorhanden ist. Eine weitere Möglichkeit stellt eine Satzkonstruktion dar, bei der das Subjekt im Nebensatz bei einem dass-Satz dem Akkusativ- bzw. Dativobjekt entspricht.

„Ich erwarte, nach Italien zu fliegen.“

Ist es Ziel eines Satzes auszudrücken, dass meine Hoffnung nicht darin besteht, dass ich selbst nach Italien fliege sondern jemand anderes, kann der Infinitiv mit zu nicht verwendet werden
.
Beispielsätze, bei denen ein identisches identischen Akkusativ- oder Dativobjekt vorhanden ist:

Identisches Akkusativobjekt und Subjekt im dass-Satz

dass: Die Frau bittet das Kind, dass es draußen spielt.
Inf.: Die Frau bittet das Kind, draußen zu spielen.

Identisches Dativobjekt und Subjekt im dass-Satz:

dass: Die Frau verbietet dem Kind, dass es im Haus spielt.
Inf.: Die Frau verbietet dem Kind, im Haus zu spielen.

Merke:

Ist das Subjekt des dass-Satzes identisch mit dem Subjekt, dem Akkusativobjekt oder dem Dativobjekt des Hauptsatzes, kann der Infinitiv zu gebildet werden. Diese Vorgehensweise ist sogar empfehlenswert, da Infinitivsätze meist nicht nur prägnanter sind, sondern auch wichtige Informationen schneller auf den Punkt gebracht werden.

Verben, die den Infinitiv mit zu bilden

Bezieht sich ein Verb obligatorisch auf eine Handlung, muss der Infinitivsatz mithilfe von zu gebildet werden. Bei folgenden Wörtern ist dies der Fall:

  • anfangen,
  • aufhören,
  • beginnen,
  • stoppen,
  • verbieten,
  • vergessen,
  • versprechen,
  • versuchen,
  • vorhaben,
  • warnen vor,
  • sich weigern.

Diese Verben nehmen nahezu immer auf eine 2. Handlung Bezug und können nicht durch eine dass-Konstruktion ersetzt werden.

Verben, bei denen hingegen eine dass- Konstruktion verwendet werden kann sind folgende:

  • denken,
  • entscheiden,
  • glauben,
  • hoffen,
  • meinen,
  • scheinen
  • wissen,
  • entscheiden,

„Ich hoffe, dass ich nach Italien fliege.“
„Ich hoffe, nach Italien zu fliege.“

Die dass- Konstruktion kann allerdings nur dann angewendet werden, wenn das Subjekt im Haupt- und im Nebensatz identisch ist.

„Ich erwarte, dass du mir ein Geschenk kaufst.“

Bei dem letzten Satz kann die dass- Konstruktion nur angewendet werden, da das Subjekt im Haupt-und Nebensatz nicht dasselbe ist.

Die Satzkonstruktionen im Vergleich: sein/finden + Adjektiv und haben + Nomen.

„Ich habe Lust, mit ihm spazieren zu gehen.“
„Er findet es interessant, viel zu verreisen.“
„Es ist schön, die Sterne zu beobachten.“

Sind das Subjekt im Hauptsatz und das Subjekt im Nebensatz nicht identisch, so ist der Gebrauch der dass-Konstruktion verpflichtend. Handelt es sich hingegen ganz eindeutig um das gleiche Subjekt, so muss der Infinitiv mithilfe von zu gebildet werden.

„Ich finde es fantastisch, mit dir heute essen gehen zu können.“
„Ich finde es fantastisch, dass ich heute mit dir essen gehen kann.“

Bei diesem Beispiel ist es möglich, beide Varianten zu wählen weil nicht eindeutig festgestellt werden kann, ob das Subjekt oder vielleicht doch eine andere Person mit zum Essen geht.

„Ich finde es fantastisch, dass du heute mit mir essen gehst.“

Hier ist der dass – Satz die einzige mögliche Konstruktion, da das Subjekt im Hauptsatz ein anderes ist, als im Nebensatz.

Merke:

Bei einer Infinitivkonstruktion mit haben/sein + Adjektiv + Infinitiv muss dieser fast ausschließlich mit zu gebildet werden. Bei finden + Adjektiv kann hingegen meist der dass-Satz verwendet werden.

Der Infinitiv bei trennbaren Verben

Bei Infinitiv-Konstruktionen mit trennbaren Verben wird das zu zwischen beide Wortteile des Verbs eingefügt und dennoch wird das Verb weiterhin zusammengeschrieben

Beispiele:

„Er probiert, das Wasserglas auszutrinken.“
„Der Koch empfiehlt, die Karotte aufzuschneiden.“
„Die Frau versucht, das Auto aufzusperren.“

Verben mit zu, die keinen Infinitiv bilden

Es gibt Verben, die direkten Einfluss auf ein anderes Verb haben und seine Wirkungsweise beeinflussen. In diesem Fall kommt eine sogenannte Satzklammer bei der Infinitivbildung zum Einsatz.

Zu diesen zählen nicht nur alle Modalverben, sondern auch die Verben bleiben, hören, gehen, fahren, lassen und sehen.
Der Infinitiv bei den sogenannten Hilfsverben „haben“, „sein“ und „werden“ wird ebenfalls ohne zu gebildet, da diese Wörter nur dazu dienen, die Tempusform anzuzeigen.

Beispiele:

„Du musst heute das Geschirr spülen.“ (Modalverb benötigen keinen Infinitiv mit zu)
„Er geht jeden Morgen spazieren.“ (gehen benötigt keinen Infinitiv mit zu)
„Der Vater lässt die Kinder spielen.“ (lassen benötigt keinen Infinitiv mit zu)
„Ich werde in zwei Jahren nach Italien ziehen.“ (Ein Hilfsverb benötigt keinen Infinitiv mit zu)
„Ich sehe sie jeden Morgen bei der Bushaltestelle stehen.“ (stehen benötigt keinen Infinitiv mit zu)

Die richtige Wortstellung beim Infinitiv

Wie bei allen Nebensätzen kommt auch bei der Infinitivkonstruktion das Verb an das Satzende.

„Ich beginne morgen, Gitarre zu spielen.“

In den meisten Fällen gilt die Regel, dass der Hauptsatz vor dem Nebensatz steht, dies ist jedoch fakultativ.

Eine Kommasetzung zwischen Infinitivsatz und Hauptsatz ist möglich, jedoch nicht zwingend notwendig.

Fazit

Bei Infinitivsätzen handelt es sich um klassische Nebensätze. Nimmt ein Verb auf eine 2. Handlung Bezug, so muss der Infinitiv mit zu gebildet werden, wobei bei einigen Verben alternativ auch eine dass-Konstruktion infrage kommt. Das ist allerdings nicht bei Modalverben sowie folgenden Wörtern der Fall: bleiben, fahren, hören, kommen, lassen und sehen.

Nimmt ein Infinitivsatz auf unterschiedliche Personen oder Dinge Bezug, müssen das Subjekt im dass – Satz und das Subjekt, das Akkusativ-oder auch das Dativobjekt im Hauptsatz identisch sein. Die Kommasetzung zwischen Haupt-und Infinitivsatz ist fakultativ.

War dieser Artikel hilfreich?
JaNein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert