Die Kurzgeschichte von Kurt Marti mit dem Titel „Happy End“ wurde 1960 verfasst. Sie zeigt die Probleme einer langjährigen Ehe, in die der Alltag eingezogen ist, auf.
Situationsanalyse
In der Kurzgeschichte kommen zwei Personen zu Wort. Es sind ein Mann und eine Frau. Es scheint so, als seien beide schon seit Langem miteinander verheiratet. Das Ehepaar führt streng genommen einen Dialog. Allerdings lebt die Geschichte eher vor der Art und Weise des Gesagten und des Nichtgesagten. Der Mann ist wütend auf das Verhalten der Frau und macht seinem Ärger Luft, während sie versucht sich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Letztendlich sagt sie nichts mehr und denkt sich ihren Teil.
Die Kurzgeschichte zeigt mit nur 200 Wörtern eine im Grunde harmlose Momentaufnahme einer alltäglich und selbstverständlich gewordenen Beziehung eines Ehepaares.
Inhaltsangabe
Die Kurzgeschichte „Happy End“ startet tatsächlich mit einem Happy End. Das Ehepaar in der Geschichte befindet sich im Kinosaal und die Handlung beginnt, als der Film scheinbar eine Liebesgeschichte mit einem Kuss der Hauptdarsteller und dem Schriftzug „Happy End“ endet. Noch bevor der Film wirklich zu Ende ist, drängt der Mann bereits zum Ausgang. Seine Frau kann ihm im Gedränge nicht folgen und ihr Mann denkt überhaupt nicht daran, auf sie zu warten. Er ist wütend und macht seinem Zorn Luft. Erst draußen auf der Straße schafft es seine Frau, ihn keuchend einzuholen. Er macht ihr Vorwürfe, weil er sich für ihr Verhalten schämt. Es ist ihm völlig unverständlich, wie man während eines Films in aller Öffentlichkeit weinen kann. Er ist rasend vor Wut und findet nur Verachtung für seine Frau und ihr Verhalten. Sie versucht sich zu rechtfertigen, indem sie ihm mitteilt, dass der Film rührend und schön war und sie aus diesem Grund weinen musste. Für diese Erklärung hat er noch weniger Verständnis und geht immer weiter. Seine Frau hat noch immer Mühe, Schritt zu halten. Sie sagt nichts weiter, denkt nur, dass er ein ziemlicher Klotz ist. Mit diesem Gedanken endet die Geschichte.
Gesprächsanalyse
Die Kurzgeschichte ist in der auktorialen Erzählperspektive geschrieben. Der Erzähler kann so einen umfassenden Überblick über die Geschehnisse geben. Es liegt ein hypotaktischer Satzbau vor, der den Text kunstvoll und leicht lesbar macht.
Das Ehepaar trägt in der Geschichte keine Namen, sondern wird nur mit einem unpersönlichen „er“ oder „sie“ angesprochen. Damit wird verdeutlicht, dass diese Szene kein Einzelfall ist, sondern in vielen Langzeitbeziehungen Alltag ist oder sein kann.
Wie für eine Kurzgeschichte typisch wird der Leser völlig unvermittelt in die Geschichte katapultiert und muss sich erst ein Mal selbst ein Bild von der Handlung machen.
Der Mann schämt sich für das Verhalten seiner Frau und zeigt keinerlei Verständnis. Sie versucht zwar, sich zu rechtfertigen, aber davon will ihr Mann nichts wissen und wischt ihre Einwände, ohne lange darüber nachzudenken, einfach beiseite. An dieses Verhalten scheint die Frau bereits gewöhnt zu sein. Sie akzeptiert, dass er nicht auf sie eingeht und lässt seine Schimpftirade über sich ergehen. Der Dialog macht den Eindruck, dass ähnliche Situationen öfter vorkommen und die beiden in ihrem eintönigen Alltag so gefangen sind, dass sie aus dem Hamsterrad nicht mehr allein herauskommen. Der Konflikt, der zwischen beiden steht, scheint schon länger zu schwelen. Das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie er sich ausdrückt und was er denkt. Er bedient sich die ganze Zeit über negativ konnotierter Wörter wie „Heulerei“ oder „<…> keucht in ihrem Fett“. Damit verdeutlicht er seine Abneigung gegenüber ihr. Sie dagegen verfällt in die Defensive. Es scheint, als haben sich beide mittlerweile mit ihrer Rolle und der fehlenden Kommunikation abgefunden.
Fazit
Die Kurzgeschichte von Kurt Marti gibt einen traurigen Einblick in eine langjährig bestehende Beziehung, die nicht mehr von Liebe und Verliebtheit geprägt ist, sondern langweilig und alltäglich geworden ist. Es scheint, als würde sich die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben oder Beziehung in der Reaktion auf die eigentlich rührende Liebesgeschichte im Kino widerspiegeln. Während sie sich weinend vor Rührung ganz dem Film hingegeben hat, schämt er sich für ihren Gefühlsausbruch.
Auch eine langjährige Ehe sollte ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und von Fürsorge geprägt sein. Dabei sollte man eine Beziehung niemals als Selbstverständlichkeit sehen, sondern als Geschenk, das gehegt und gepflegt werden will.
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Mein Name ist Anatoli Bauer und ich bin Spätaussiedler aus Russland, der 1997 als Kind nach Deutschland gekommen ist. Als Kind musste ich die deutsche Sprache als Fremdsprache lernen und dabei musste ich natürlich auch die Grammatik und Rechtschreibung von Grund auf neu erlernen. Seit dieser Zeit beschäftige ich mich sehr gerne mit der deutschen Grammatik und in diesem Bereich hatte ich ab der 5. Klasse auf dem Gymnasium und später auch während des Abiturs nachweislich nur Bestnoten.